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Daten und Fakten

 

Geographische Lage/ Besitzverhältnisse

Die Berechtsame der Zeche Sachsen hatte eine Grösse von ca. 100 Quadratkilometern. Sie erstreckte sich von Norden nach Süden über eine Länge von ca. 15 Km und von Osten nach Westen über 5 bis 12 Km und lag im Gebiet der Stadt Hamm und der Kreise Beckum, Unna und Lüdinghausen. Die einzelnen Grubenfelder innerhalb der Berechtsamen hatten nachstehende Grössen:
   
Sachsen und Sachsen IV rd. 32,6 Quadratkilometer
Dasbeck I, II, III und IIIa rd. 6,3 Quadratkilometer
Maximilian rd. 10,9 Quadratkilometer
Bayern rd. 6,6 Quadratkilometer
Prinz Schönaich und Prinz Schönaich Fortsetzung rd. 44,3 Quadratkilometer
   
Als Hauptverkehrswege verlaufen über dem Grubenfeld die Bundesbahnstrecken Hamm-Münster, Hamm-Hannover, Hamm Hagen und Hamm-Paderborn, ferner die Autobahnstrecken Oberhausen-Hannover, Köln-Münster sowie der Datteln-Hamm Kanal.

 

 

Lagerungsverhältnisse

Das Deckgebirge liegt mit einer durchschnittlichen Mächtigkeit von 750m diskordant auf der Karbonoberfläche. Innerhalb des Turons wurden beim Abteufen der Schächte stark Sole führende Klüfte angetroffen, welche erhebliche Schwierigkeiten bereiteten. Die Oberfläche des Deckgebirges wird von einer dünnen diluvialen Schicht überdeckt, die namentlich im Lippetal grössere Mächtigkeiten erreicht.

Von den im produktiven Karbon eingelagerten 31 Flözen sind 13 gebaut worden. Sie gehören den mittleren und unteren Bochumer Schichten an, dem wertvollsten Horizont des Steinkohlengebirges. Die Kohle weist zwar sehr unterschiedliche Reinheitsgrade auf, ist jedoch eine sehr gute Kokskohle und für die Herstellung von Nebenprodukten ausgezeichnet geeignet.

Die Ablagerung des Karbons ist bestimmt durch die mehr oder weniger flach einfallende Bochumer Mulde, die durch mehrere Spezialmulden und -Sättel gegliedert wird. Die Berechtsame wird durch eine Reihe von grösseren Sprüngen und Überschiebungen in mehrere Baufelder aufgeteilt. So war eine natürliche Begrenzung des Schachtbaufeldes Sachsen, in dem der Abbau betrieben wurde, durch den 1. und 2. Sprung nach Westen, den Sachsensprung nach Osten und den Sutan im Norden gegeben.

 

 

Schächte

Schacht I (6,5m Durchmesser, 1195m Teufe) war mit einer Gestellförderung zur 3. Sohle und einer Gestellförderung zur 4. Sohle ausgerüstet. Beide dienten der Materialförderung und Seilfahrt.

Schacht II (6,5m Durchmesser, 1100m Teufe) war mit einer Skipförderung und einer Hilfsförderung zur 3. Sohle ausgerüstet. Die Skipförderung diente der Kohlenförderung von der 3. Sohle.

Schacht Sachsen III (6,5m Durchmesser, 1190m Teufe) hatte eine Gestellförderung zur 4. Sohle. Er diente als einziehender Wetterschacht.

Schacht IV  (7,1m Durchmesser, 1182m Teufe) hatte eine Hilfsförderung zur 3. Sohle und diente als ausziehender Wetterschacht.

Schacht V (7,5m Durchmesser, 1200m Teufe) hatte eine Gestellförderung zur 4. Sohle.  Er diente der Kohleförderung von der 4. Sohle und der Seilfahrt.

Die Schächte I bis IV waren mit konventionellen Fördergerüsten und handgesteuerten elektrischen Fördermaschinen ausgerüstet. Im Schacht V wurde eine 4-Seil Turmförderanlage mitsamt Wagenumlauf und Beschickeinrichtung vollautomatisch betrieben. Die Körbe wurden mit je 6 Grossraumwagen von 3,5 Kubikmeter Inhalt beschickt. Die Nutzlast betrug 21t. Die Gefässförderung im Schacht II hatte eine Nutzlast von 12t.

 

 

Grubengebäude

Der Untertagebetrieb war durch 4 Sohlen ausgerichtet:

Die 1. Sohle (850m Teufe) war als Abwettersohle an den Schacht II angeschlossen. Sie wurde lange vor der Stillegung des Bergwerks bereits abgeworfen.

Die 2. Sohle (950m Teufe) war Abwettersohle für das West- und Südostfeld und war an die Schächte II und IV angeschlossen.

Die 3. Sohle (1022m Teufe) war Fördersohle für die Gefässförderanlage im Schacht II.

Die 4. Sohle (1152m Teufe) war Fördersohle für den Schacht V.

Querschläge und Richtstrecken waren in der Hauptsache mit TH-Streckenbögen von mindestens 14,7 Quadratmetern lichtem Querschnitt ausgebaut. Auffahrungen der letzten Jahre erfolgten mit starren Ausbaubögen von 20-25 Quadratmetern lichtem Querschnitt.

Die seigere Ausrichtung zwischen den Sohlen erfolgte durch Blindschächte mit 4,5 bzw. 5m Durchmesser.

 

 

Abbaubetriebe

In den letzten Jahren liefen 3-4 Abbaubetriebe gleichzeitig, und zwar vorwiegend als streichender Strebbau. Sie wurden, von wenigen Ausnahmen abgesehen, im Vörwärtsbau und bei Flözmächtigkeiten bis zu 3 m mit Bruchbau geführt. Die Streben im bis zu 6 m mächtigen Flöz 18 (Wilhelm/ Johann) wurden bis Ende 1972 im Zweischeibenbau mit Blasversatz abgebaut, seit 1973 wurde hier Schildausbau mit bis zu 4 m Höhe eingesetzt, wobei die Restkohle als verloren angesehen wurde. In den Bruchbaustreben erfolgte die Hereingewinnung der Kohle mit Reisshaken-Hobelanlagen, in Verbindung mit Schildausbau wurden Schrämwalzenlader eingesetzt. Die Gewinnung war 1969, der Strebausbau 1973 vollmechanisiert. Es wurden hydraulische Ausbaugespanne der Firma Hemscheidt sowie Schildausbau der gleichen Firma und der Firma Klöckner-Ferromatik eingesetzt.

Die Abbaustrecken wurden mit TH-Streckenbögen ausgebaut und waren mit Seitenkippladern, teilweise auch mit Bohrwagen, ausgerüstet.

 

 

Förderung

Die Abförderung der hereingewonnenen Kohle erfolgte in den Streben in aller Regel mit Einketten-Kratzförderern des Typs EKF 3, denen in der Abbaustreckenförderung gleichartige Streckenpanzer und Bandförderanlagen von 1000mm Breite mit automatischer Folgesteuerung nachgeschaltet waren. Die Betriebe waren voll elektrifiziert. Die Materialförderung in den Abbaustrecken erfolgte mit Einschienenhängebahnen. Die teilweise in Blindschächten abgewendelten Kohlen der Abbaureviere wurden an zentralen Ladestellen auf der 3. und 4. Sohle in Grossraumwagen von 3500 l Inhalt geladen. Für die Berge- und Materialförderung waren Förderwagen von 1050 l Inhalt bzw. Teckel eingesetzt. Der Zugbetrieb erfolgte mit Hilfe von Diesellokomotiven mit 90 PS Leistung.

 

 

Wetterführung und Grubenklima

Die Grube wurde wie folgt bewettert:

Am Schacht II waren ein Radiallüfter mit verstellbaren Schaufeln (15000 Kubikmeter/ min. bei 320mm WS) ein ein Radiallüfter älterer Bauart mit 12000 Kubikmeter/ min. bei 280mm WS eingesetzt.

Am Schacht IV waren zwei während des Laufes verstellbare Achsiallüfter von 8000 Kubikmeter/ min. und 340mm WS installiert.

Dem Grubengebäude wurden ca. 20000 Kubikmeter/ min. Frischwetter zugeführt. Diese Wettermenge war notwendig, um bei der grossen Teufe ein erträgliches Klima zu schaffen. Messungen der Gesteinstemperatur hatten ergeben, daß diese mit der Teufe rasch zunimmt, so daß die geothermische Tiefenstufe unterhalb 1000m Teufe bis auf 13m je Grad Celsius abfällt. Im Bereich der 4. Sohle betrug die Gesteinstemperatur ca. 55°C. Die Temperaturen in den Abbaurevieren waren trotz grosser Wettermengen verhältnismässig hoch bei allerdings niedrigen relativen Feuchtigkeiten. Trotz  Einsatzes von bis zu 4 Wetterkühlmaschinen mit Kühlleistungen zwischen 150000 und ca. 500000 kcal/ h überstieg in über 50% der Betriebspunkte die Temperatur die 28°C-Grenze. Die Schichtzeit der Untertagebelegschaft betrug deshalb einheitlich 7-1/2 Stunden.

Die Ausgasung der Flöze war sehr unterschiedlich. Sie betrug im Durchschnitt ca. 15 Kubikmeter CH4/d. Eine über Tage befindliche Gasabsaugungsanlage ermöglichte, wenn nötig, eine Absaugung in allen Abbaurevieren.

Zur Wetterüberwachung waren in allen Abwetterströmen der Abbaureviere CH4, Wettermengen und CO-Messgeräte eingebaut, deren Messwerte in die Grubenwarte fernübertragen und aufgezeichnet wurden.

 

 

Wasserhaltung

Die Wasserzuflüsse im Untertagebetrieb waren mit 1,5 Kubikmetern/ min. verhältnismässig gering. Von diesen Zuflüssen stammten etwa die Hälfte aus den Turon-Schichten der Schächte III, IV und V, die andere Hälfte aus dem übrigen Grubengebäude. Das Wasser wurde den Sümpfen von 2 automatisch betriebenen Nebebwasserhaltungen und von dort der ebenfalls automatisch betriebenen Hauptwasserhaltung auf der 4. Sohle zugeführt, die es mit 5 Kubikmeter-Pumpen direkt zu Tage förderte.

 

 

Übertagebetrieb

Der Übertagebetrieb war im Bereich der Schächte I/ II/ V mit allen notwendigen Betriebsgebäuden wie Aufbereitungsanlagen, Werkstätten, Magazin, Läger usw. ausgestattet. An den Aussenschächten III und IV befanden sich nur die dort notwendigen Anlagen  für die Förderung und Wetterführung. Die Aufbereitung der Rohkohle, die in den letzten Jahren einen Bergeanteil bis zu 40% hatte, vollzog sich folgendermassen:

Auf Rollenrosten wurde die Förderung bei 80mm Korngrösse in Rohstück- und Rohwaschkohle getrennt. Die Rohstückkohle wurde einem WMG-Berge-Scheider aufgegeben, wobei die Kohle auf unter 80mm Korngrösse zerkleinert und mitsamt der übrigen Rohwaschkohle einem Mischbunker von 1500t Fassungsvermögen zugeführt wurde. Dieser Bunker diente dem Ausgleich schwankender Berge- und Wassergehalte der Rohkohle, und ermöglichte es, der Kohlenwäsche ein gleichmässiges Aufgabegut zuzuführen. In der Wäsche wurde die Kohle zunächst in Feinkorn (Schnitt bei 10mm) und Grobkorn getrennt. Das Feinkorn wurde anschliessend in Sichtern entstaubt und, wie das Grobkorn, auf modernen Setzmaschinen sortiert. Die gewaschene Feinkohle wurde durch Entwässerungsschleudern, die Schlämme durch Scheibenfilter entwässert. Die Durchsatzleistung der Wäsche betrug 400t/ h. Für die Lagerung der verschiedenen Zwischen- bzw. Endprodukte waren Bunker unterschiedlicher Grösse vorhanden. Der Versand erfolgte über den Zechenbahnhof zur Bundesbahn.

 

 

Kokerei

In den Jahren 1925/ 26 wurde eine Kokerei mit 2 Batterien von je 35 Öfen, einer Sieberei und einer Kohlenwertstoffanlage erbaut. 1937/ 38 kam die Batterie III hinzu und in den Jahren 1951/ 52 und 1955/ 56 wurde die Anlage auf 5 Batterien auf insgesamt 145 Öfen erweitert. Im Juli 1972 wurde die Kokerei stillgelegt.

 

 

Energieversorgung

Das auf dem Gelände der Schachtanlage befindliche Kraftwerk von 60 MW Leistung ist 1959 errichtet, aber 1970 nicht in die RAG eingebracht worden. Von ihm bezog die Zeche Sachsen die benötigte elektrische Energie sowie ND-Luft, Badewasser und Dampf.

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