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Fieseler Fi 103 - V1

Der weltweit erste militärisch eingesetzte Marschflugkörper der Kasseler Gerhard Fieseler Werke wurde in der Hauptsache gegen London und den Hafen von Antwerpen eingesetzt. Die allgemein bekannte Bezeichnung V1 wurde von Joseph Goebbels geprägt und war propagandistischer Herkunft - V1 = Vergeltungswaffe 1. In der Eifel nannten die Bewohner den Marschflügkörper Eifelschreck, da der aus der Eifel gen Lüttich, Brüssel und Antwerpen verschossene unzuverlässige Apparat gern in Folge von Systemausfällen in Vorgärten fiel. Mit ca. 845Kg Amatol Sprengstoff ist da sicher mal ein Stiefmütterchen auf der Fensterbank abgeknickt.

Angetrieben wurde die Flügelbombe Fi 103 durch ein Pulso-Triebwerk - ein von Paul Schmidt erfundenes Verpuffungs-Triebwerk. Es war einfach aufgebaut und sehr preiswert im Vergleich zu Strahltriebwerken wie sie in der Me 262 eingesetzt wurden - der schlechte Wirkungsgrad und die kurze Lebensdauer waren für einen Marschflugkörper akzeptabel. Der Kreiselkompass zur Kurskorrektur sowie die Ruderanlage  und Kraftstofförderung wurden mit Druckluft betätigt, welche in Tanks mitgeführt würde. Die zurückgelegte Strecke wurde durch ein Zählwerk ermittelt, welches durch einen kleinen Propeller in der Rumpfspitze angetrieben wurde. Bei Erreichen einer voreingestellten Strecke wurden durch das Zählwerk das Triebwerk abgeschaltet sowie die Höhenruder gekippt, was zum gewollten Absturz führte.

Gestartet wurde die Fi 103 von einer Walter-Schleuder - benannt nach dem Konstrukteur Hellmuth Walter. Ein auf Rädern rangierbarer Dampferzeuger wurde mit einer schweren Bajonettverriegelung an die Startrampe angeschlossen. Der Dampferzeuger arbeitete nach dem "kalten" Walter-Verfahren - hierbei wurde der 80%ige Treibstoff (Wasserstoffsuperoxyd) mit Hilfe eines Katalysators (Kalzium oder Kaliumpermanganat) zersetzt, worauf der rasant steigende Druck aus dem Dampferzeuger auf den Startkolben im Schlitzrohr der Walter-Schleuder wirkte. Der Kolben zog nun  mit dem aus dem Schlitzrohr hervorstehenden Zapfen den Startschlitten der Fi 103 über die 48m der Startrampe. Die V1 wurde auf der Walter-Schleuder auf einem Weg von 48m in 0,8 bis 1 Sek auf 430 Km/h beschleunigt - am Ende der Rampe fielen Startschlitten und Kolben in die Wiese und konnten wiederverwendet werden. Mindestens 430 Km/h waren im Startvorgang zwingend erforderlich, damit das Triebwerk der V1 den nötigen Schub für einen selbstständigen Flug entwickeln konnte. Der Dampfdruck im Schlitzrohr betrug 57,57bar während des Startvorgangs.

 

Fieseler Fi 103

Spannweite:  5,30m

Länge:  7,74m

Marschgeschwindigkeit:  576 Km/h in 760m Höhe

Reichweite:  257 bis 286 Km

Treffergenauigkeit:  12 Km Umkreis

Fluggewicht:  2160 Kg

Bewaffnung:  847 Kg Amatol

 

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